Wir hatten Spätschicht in Esslingen als wir mit 360 789 auf Weiche 150 entgleisten.

Auf meinem Weg vom Bahnsteig zur Lok traf ich Jens P. der bei mir das V 60 fahren üben sollte, doch bestimmt schon wesentlich mehr Fahrpraxis hatte als ich, denn er fuhr schon einige Jahre Loks in der ehemaligen DDR aus der er geflohen war. An dem Tag hatten wir wenig zu tun und so fuhren wir nachdem wir aus dem Industriegebiet zurück kamen einige male leer vom einem Ende des Güterbahnhofs zum anderen und zurück damit der Fahrtenschreiber nicht so leer ausssah, wir wollten gerade die Lok abstellen und auf einen Kaffee in den Aufenthaltsraum der Rangierer gehen als der Rangierleiter uns über Funk rief und sagte dass ein von der Frühschicht an der Ladestrasse abgestellter Waggon umrangiert werden muss, weil auf der einen Seite die Türen nicht zu öffnen waren.
Der Rangierleiter und ein Rangierer warteten schon auf uns. Sie begaben sich auf den vorderen Umlauf der Lok und gemeinsam ging es Richtung Ladestrasse, dort sollten wir nur den Waggon einige Meter weiter über die das Gleis kreuzende Ladestrasse schieben so dass die Türen von der anderen Seite geöffnet werden konnten, doch so weit kamen wir nicht, denn plötzlich ruckelte und wackelte unsere Lok Jens P. machte sofort einen Vollbremsung und nach einigen Metern standen wir schon.
Mitten auf Weiche 150 war unsere 360 789 stehen geblieben, bis ich wirklich realisiert hatte was passiert war kam von Jens P. schon der Satz nu, nu bin isch zum siebten Mal entgleist newohr. Über Zugbahnfunk wurde sofort der Fahrdienst informiert welcher auch gleich den Hilfszug aus Kornwestheim anforderte. Dann informierte ich über BASA die Lokleitung in Plochingen, wo der Lokleiter auch nicht wirklich begeistert war, mir aber die Nürtinger Lok als Ersatz für die 360 789 schicken wollte sobald diese Ihren Dienst beendet hatte. Der Hilfszug aus Kornwestheim mit einer V100 war relativ rasch da und die Spezialisten gleisten die Lok wieder auf, hingen sie an den Hilfszug und fuhren mit Schrittgeschwindigkeit nach Kornwestheim wo die Lok dann in der Werkstatt vermessen und die Räder abgedreht wurden. Inzwischen war auch die Nürtinger Lok eingetroffen und wir konnten mit unseren Dienst weitermachen. Ossi, seinerseits Weichenschmierer und Bediener des Rangierstellerks R1 in Esslingen war schwer beleidigt mit mir hab ich doch seine erst einige Wochen alte Weiche 150 kaputt gemacht, aber nach ein Paar Wochen kam der Bescheid, dass der Spitzenverschluss von Weiche 150 nicht richtig eingerastet war und wir für den Unfall nix konnten.

Im Frühjahr 2010 waren noch die Spuren der Entgleisung als tiefe Rillen in den Holzschwellen zu sehen.

Seit einigen Jahren wird in Esslingen nicht mehr rangiert und demnächst wird eine Strasse das Gelände durchschneiden.